Zahlreiche am Klimaschutz Interessierte machten mit. In den vergangenen zwei Monaten gingen über 740 Klima-Ideen ein und zusätzlich 54 Projektkonzepte für einen Wettbewerb. In den letzten Tagen bis zum Einsendeschluss 31. August 2020 trafen noch einmal besonders viele Anregungen ein.
Da wegen der Corona-Pandemie keine Vor-Ort-Veranstaltungen wie sonst im Rahmen der Bürgerbeteiligung stattfinden können, gibt es das Ideenportal für den Klimaplan Göttingen 2030.
„Die Einreichungen zeigen die differenzierte Auseinandersetzung vieler Göttinger*innen mit der Herausforderung Klimakrise. Die Anregungen sind wertvoll für die Entwicklung des Klimaplans Göttingen 2030“, erläutert Dinah Epperlein, Leiterin des neuen Referats für nachhaltige Stadtentwicklung, „Klimaschutz ist auf die Unterstützung vieler angewiesen und kann nur zum Erfolg führen, wenn er von möglichsten vielen Bürger*innen und Institutionen eingefordert und selbst umgesetzt wird.“
Große Bandbreite
Mit dem Klimaplan Göttingen 2030 entwickelt die Stadt Strategien und Maßnahmen, um den Klimaschutz in den kommenden zehn Jahren auf kommunaler Ebene voranzubringen. Es ist die Fortschreibung und Weiterentwicklung des Masterplans 100% Klimaschutz, der im März 2014 vom Rat beschlossen wurde. Langfristiges Ziel ist, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen in Göttingen annähernd auf Null zu reduzieren, also klimaneutral zu sein.
Die eingereichten Klima-Ideen umfassen eine große Bandbreite. Insgesamt wünschen sich viele Bürger*innen, die Anstrengungen zum Klimaschutz deutlich zu beschleunigen und die Ziele zu verschärfen. Inhaltlich lagen die Schwerpunkte bei diesen fünf Themen:
Verkehr
Besonders viele Ideen betreffen den Bereich Mobilität (38 % der Einsendungen). Im Mittelpunkt steht, die Verkehrswende stärker zu forcieren, also den Autoverkehr deutlich zurückzufahren und umweltfreundliche Alternativen wie den Radverkehr noch mehr zu fördern. Dabei wurde auch gefordert, den ÖPNV kostenfrei oder –günstiger zu machen und bessere Verbindungen zum Umland zu schaffen.
Solarenergie
Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien steht das Thema Solarenergie im Vordergrund. Als Großstadt hat Göttingen hier große Potentiale. Viele Wünsche betrafen Möglichkeiten für Mieter*innen, eigene Balkonsolaranlagen zu betreiben. Häufig wurden außerdem verbindliche Vorgaben für Hauseigentümer*innen und Unternehmen genannt, Solaranlagen auf ihren Dächern zu installieren.
Bauen und wohnen
Ein weiteres Top-Thema ist die Forderung nach mehr energetischen Sanierungen von Gebäuden und nachhaltigen Bauweisen wie beispielsweise mit Holz als CO2-Speicher. Aber auch gemeinschaftliche Wohnformen werden favorisiert, um vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen und Neubauten zu vermeiden.
Nachhaltig leben
Zur Sensibilisierung für die Klimakrise und Förderung nachhaltiger Lebensstile wünscht man sich mehr Bildungsangebote und öffentliche Informationen, um die dramatische Situation zu verdeutlichen, auf klimafreundliche Alternativen hinzuweisen und Lösungsansätze in Göttingen auszubauen. Das betrifft vor allem die Bereiche Ernährung, Konsum und Abfallvermeidung. Hier geht es zum Beispiel um mehr Angebote zum Teilen von Geräten oder mehr vegane und vegetarische Angebote in Kantinen und Mensen.
Mehr Grün
Viele möchten Göttingen grüner sehen – für mehr Aufenthaltsqualität und gegen eine Überhitzung im Sommer. Dächer, Fassaden oder versiegelte Freiflächen sollen bepflanzt werden, auch mehr gemeinschaftliche Gartenprojekte sind gewünscht.
Grenzen für Klimaschutzmaßnahmen in Kommunen
Bei einigen anderen guten Anregungen ist die Einflussmöglichkeit einer Kommune allerdings gering, da diese über Gesetze und Verordnungen auf höheren Ebenen, wie der EU, dem Bund oder dem Bundesland geregelt werden müssen. Hierzu zählen beispielsweise die Besteuerung von CO2-Emissionen oder ein generelles Verbot von Plastikverpackungen.
Projektwettbewerb
Die eingereichten Projektkonzepte bewertet im Herbst eine Jury. Die drei Besten werden ausgezeichnet und mit bis zu 1.000 Euro bei der Umsetzung unterstützt. Außerdem werden weitere für die Teilnahme an begleitenden Projektwerkstätten ausgewählt.
Entwicklung des Klimaplans
Die Klimaschutz-Fachleute der Stadtverwaltung werten in den kommenden Wochen die eingereichten Klima-Ideen aus. Dann werden mit Unterstützung von Sachverständigen Maßnahmen zu den verschiedenen Handlungsfeldern für den Klimaplan Göttingen 2030 ausgearbeitet. Der Plan soll Anfang nächsten Jahres für die Beschlussfassung in den politischen Gremien vorliegen.