Das Strategiepapier nennt ambitionierte Ziele für den lokalen Klimaschutz und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung. Für dessen Entwicklung hat es eine breite Beteiligung von Bürger*innen und Fachleuten gegeben.
„Der Klimaplan 2030 ist ein echter Meilenstein der Klimapolitik der Stadt Göttingen, der gemeinsam mit der Stadtgesellschaft entwickelt wurde“, ordnet Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler ein, „herzlichen Dank für die umfangreiche und intensive Beteiligung. Das spricht für eine hohe Bereitschaft der Göttinger*innen, sich für mehr Klimaschutz zu engagieren. Das ist ein sehr wichtiges Signal, denn es kommt auf das Mitwirken aller an. Die Stadt wird ihren Beitrag dazu leisten.“
„Es kommt auf das Mitwirken aller an“
Die Vorlage der Verwaltung geht jetzt zur abschließenden Beratung und Beschlussfassung in die politischen Gremien der Stadt, zunächst im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität in seiner Sitzung am Dienstag, 29. Juni 2021, ab 17 Uhr. In Abhängigkeit vom Ergebnis befasst sich der Rat der Stadt Göttingen damit in seiner Sitzung am Freitag, 16. Juli 2021, ab 16 Uhr.
Maßnahmen zügig umsetzen
Für den Klimaplan Göttingen 2030 wurde der Masterplan 100% Klimaschutz von 2014 evaluiert und an die Pariser Klimaziele angepasst. Die Evaluation zeigte, dass die Masterplan-Ziele mit dem bisherigen Tempo nicht erreicht werden. Der Klimaplan soll das Tempo anziehen, erläutert Köhler: „Der Klimaplan Göttingen 2030 setzt ambitionierte Leitplanken für den kommunalen Klimaschutz für die nächsten Jahre. Als umsetzungsorientierter Plan schlägt er konkrete Projekte und Maßnahmen vor, die es nun anzupacken gilt. Er stellt die Weichen zur beschleunigten Reduktion der Treibhausgas-Emissionen.“
Das Konzept sieht eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 vor. Zu den Zielen bis 2045 gehören, den Energieverbrauch um deutlich mehr als 50 Prozent zu senken und den restlichen Energiebedarf möglichst über lokale und regionale Erneuerbare Energien zu decken.
14 Sofort-Maßnahmen sollen in den kommenden ein bis zwei Jahren beginnen und 49 Leitprojekte in den nächsten fünf Jahren. Außerdem sind 115 Perspektivmaßnahmen geplant.
Sieben Handlungsfelder
Projekte und Maßnahmen sind in sieben zentralen Handlungsfeldern vorgesehen. In den fünf Handlungsfeldern „Bauen und Wohnen“, „Arbeiten und Wirtschaften“, „Energie erzeugen und bereitstellen“, „Mobil sein und transportieren“ sowie „Nachhaltig leben“ geht es um Strategien und Projekte, um den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen bis 2030 deutlich zu senken. Das sechste Handlungsfeld „Kommunale und zivilgesellschaftliche Transformation vorantreiben“ beschreibt Maßnahmen, um notwendige gesellschaftliche Veränderungen zu beschleunigen. Das Handlungsfeld „An den Klimawandel anpassen“ schließlich beschreibt Ansätze, um die Stadt Göttingen gegen die bereits unvermeidbaren und sich weiter verschärfenden Folgen der Erderhitzung zu wappnen.
Intensive Bürgerbeteiligung
Für die Entwicklung des Klimaplans Göttingen 2030 gab es im vergangenen Jahr eine intensive Beteiligung von Bürger*innen, Initiativen, Einrichtungen, Unternehmen und der Fachwelt inklusive des Klimaschutz-Beirats. Unter dem Motto „Eure Klima-Ideen für Göttingen sind gefragt!“ hatte die Stadt Göttingen zur Mitwirkung aufgerufen. 745 konkrete Ideen und 54 Projektvorschläge waren die überwältigende Antwort. Davon wurden etliche Anregungen aufgenommen. So forderten beispielsweise viele Bürger*innen den Ausbau der Solarenergie in Göttingen und dabei Angebote speziell für Mieter*innen. Der Klimaplan empfiehlt deshalb als Sofortmaßnahme ein finanzielles Förderprogramm für Photovoltaikanlagen, darunter sogenannte Balkon-Solaranlagen, von denen Gebäudeeigentümer*innen und Mieter*innen profitieren können. Aus dem Projektwettbewerb fanden ebenfalls Vorschläge Eingang in den Klimaplan. Beispiele sind ein Pilotprojekt zur Installation einer Agro-Photovoltaikanlage, die die landwirtschaftliche Nutzung mit einer Freiflächen-Solaranlage kombiniert, und der Vorschlag einer Taktverdichtung im ÖPNV für eine klimafreundliche Mobilität.
Umdenken auf allen Ebenen
Auch Dinah Epperlein, Leiterin des Referats für Nachhaltige Stadtentwicklung der Stadt, appelliert: „Nur, wenn die ganze Stadtgesellschaft mit eigenen, weitreichenden Beiträgen aktiv an den ambitionierten Zielen mitarbeitet, kann die Klimawende in Göttingen mit zügigen und erheblichen Einsparungen von Energie und Treibhausgasemissionen gelingen.“ Die Stadt könne mit eigenen Maßnahmen nur einen kleinen Teil der nötigen Einsparungen erzielen, und: „Die Klimakrise lässt sich nicht allein durch technische Maßnahmen lösen. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, brauchen wir ein Umdenken auf fast allen Ebenen des Lebens und Wirtschaftens.“
Forderung an den Bund
Die Referatsleiterin fordert außerdem mit Blick auf den Bund: „Die Stadt ist bei Ihren Bemühungen auf deutlich veränderte Rahmenbedingungen auf Bundesebene angewiesen. Viele bestehende Regelungen, Anreize und Förderprogramme sind oftmals zu wenig ambitioniert, zu kompliziert oder stehen den Klimaschutz-Bemühungen in den Kommunen sogar entgegen.“ Veränderungen seien zum Beispiel erforderlich, damit die Sanierungsquote für Bestandsgebäude deutlich steigt, Erneuerbare Energien sehr viel zügiger ausgebaut werden und sich klimafreundliche Mobilität durchsetzt.
Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung
Das noch junge Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung, seit Anfang des Jahres vollständig besetzt, ist mit einem Vorhaben von zentraler Bedeutung gestartet: dem Klimaplan Göttingen 2030. Ein strategisches Ziel der Stadt Göttingen ist, Klimaschutz, Klimaanpassung und ökologische Nachhaltigkeit zu fördern. Das Referat wird den Prozess des strategischen Nachhaltigkeitsmanagements mit Blick auf gesamtstädtische Interessen fördern und steuern. Klimaschutz und der zukunftsorientierte Umgang mit dem Klimawandel haben höchste Priorität, unter anderem für eine klimaschonende Mobilität und bei der Quartiersbildung. Bei der Stadtentwicklung und der Bauleitplanung wird ein hoher Wert auf Energieeffizienz und Ressourcenschonung gelegt.